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Amerika 1961

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Das Hotel ist ein Monsterprunkbau mit etwas antiquiertem Einschlag. Aber das scheint gerade das exklusive Fluidum auszumachen. Wir gehen mit Unvoreingenommenheit an alles heran und unser Ober, Emil heisst er, freut sich, dass er mal nicht so steife und vornehm tuende Gäste und dazu noch Deutsche, bedienen kann. Er berät uns bestens und wir müssen wieder von Deutschland, seiner alten Heimat, erzählen.

 

Nach dem Essen fahren wir in das Deutsche Viertel, besichtigen unser Konzertlokal und besuchen zwei Schallplattengeschäfte, die ausschliesslich deutsche Platten verkaufen.

 

Alle Menschen sind sehr nett und freuen sich über unseren Besuch und manchmal höre ich auf der Strasse jemanden “Hello Willy” rufen. Man erkennt mich von den zahlreichen Bildern die überall aushängen, wieder.

 

Das Konzert am Abend war ein voller Erfolg und ich musste viele Zugaben singen. Bei dem Lied “Ich möcht zo Foss nach Kölle jon” standen die Leute auf und ich habe sehr viele weinen sehen, sodass ich sehr aufpassen musste, nicht angesteckt zu werden.

 

Nach dem Konzert habe ich dann noch eine Menge Autogramme geschrieben. Die Menschen, die zum Teil schon über vierzig Jahre drüben leben, kamen und fragten nach unzähligen Dingen. Unseren früheren Radweltmeister Matthias Engel, traf ich auch wieder und wir haben uns viel von früheren gemeinsamen Erlebnissen zu erzählen gehabt.

 

“Spuckt mal für mich in den Rhein” haben wir zigmal gehört und auch versprochen. Um 1 Uhr 30 kamen wir Gott sei Dank in das Bett, denn bereits um 6 Uhr 30 hiess es schon wieder aufstehen, frühstücken, nach Idlewild herausfahren, damit wir um 8 Uhr 50 unseren Jet nach Chicago bekamen.

 

Auf der Fahrt nach Idlewild hatten wir ausreichend Gelegenheit, die Geduld und Ruhe der New Yorker Autofahrer zu bewundern. Unser Taxifahrer schaltete an einer Kreuzung, an der wir wegen Rotlicht halten mussten, bei Grün den Rückwärtsgang statt den ersten Gang ein und bumste mit Karacho dem Hintermann zweimal vor die Stosstange, aber der sass ganz seelenruhig hinter seinem Steuer und grinste sich nur eins über den Schaltfehler unseres Drivers

 

Auf dem Highway waren auf der Gegenfahrbahn Staus von mehreren Kilometern in Vierer- und Sechserreihen, aber keiner schimpft oder wird auch nur ungeduldig. Es ist eben ein Faktor, den man mit in sein Fahrprogramm einbaut. Die Staus hier auf unseren Autobahnen sind dagegen ein Kinderspiel und ich glaube, sie wären noch geringer, wenn alle hier so diszipliniert und vor allen Dingen kameradschaftlich fahren würden wie drüben.

 

Von unserem Flug hatten wir wegen tief hängender Wolken nicht viel, aber kurz vor Chicago riss die Wolkendecke auf und wir hatten einen herrlichen Blick auf die Millionenstadt am Michigansee mit ihren Wolkenkratzern.

 

Auf dem Flugplatz O`Hara stiegen wir in den Wagen von Werner Zahn und fuhren über die Autobahn nach Milwaukee. Immerhin noch zwei Stunden Fahrt. Zwischendurch assen wir in einem Rasthaus über der Autobahn gebratenen Truthahn mit Gemüse und Mais.

 

Zwischen New York und Milwaukee mussten wir übrigens die Uhren wieder zweimal um eine Stunde zurückstellen.

 

In Milwaukee haben wir Tageszimmer im Hotel Schroeder, einem Riesenkasten. Erst sehen wir uns unser Konzerthaus an und dann habe ich ein englisches Rundfunkinterview mit einem Reporter, der sich als besondere Eigenart ein kauderwelsches Amerikanisch ausgesucht hat und mich auch so befragt. Es klappt aber.

 

Zurück im Hotel, muss ich oben auf dem Hotel in einer dort befindlichen Fernsehstation ein englisches Fernsehinterview machen.Es ist sehr nett und der Reporter, im Dress eines Tankwarts, ein reizender Mann.

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