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Amerika 1961

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Im Jahre 1961 trat Willy Schneider seine erste Amerika-Tournee an. Über diese Tournee hat er ein Tagebuch geschrieben welches hier in Auszügen vorgestellt wird:

Ja, nun war es soweit. Meine Frau und ich, hatten hatten uns voneinander verabschiedet und langsam rollte unsere Maschine zum Start von Köln nach Zürich.

 

Es war schon ein komisches Gefühl, wenn man überlegte, dass wir am Abend in New York sein sollten. Hoffentlich ging alles gut, denn in den vorhergehenden Tagen hatte es in den Zeitungen manchen Bericht über Flugzeugabstürze gegeben. Ich bin kein Angsthase, besonders nicht bezüglich Fliegen, aber an dem Tage war mir, wie gesagt, etwas mulmig im Leibe.

 

Der Flug nach Zürich war aber wundervoll. Gerhard (Dr.Gerhard Jussenhoven) und ich, durften auch einmal in die Pilotenkanzel. Das war gerade bei Heidelberg und wir hatten einen wundervollen Ausblick.

 

Kurz bevor die Maschine zur Landung ansetzte, sahen wir noch den Feldberg und die Vogesen und dann im Sonnenlicht die Schweizer Alpen.

 

Auf dem Züricher Flughafen empfing uns sommerliche Wärme. Wir schrieben den 24. Oktober 1961 und es war 12 Uhr 55. Im Aufenthaltsraum trafen wir Herrn Feltz, der gerade nach Köln zu Aufnahmen mit Di Stefano fliegen will.

 

Um 14 Uhr 30 werden wir aufgefordert, unsere DC 8 nach New York zu besteigen und um 14 Uhr 50 hebt unsere HB-IDA von der Erde ab und ist in einer guten Minute durch die Wolken, die über Frankreich immer dichter werden, durch.

 

Wir fliegen an Paris und London vorbei, aber die Wolken behindern jede Sicht. Wir überfliegen England und Irland und manchmal kann man ein Stückchen Erde erblicken. Dann kommt die Stimme des Kapitäns aus dem Lautsprecher, die uns sagt, dass wir nun eine gute Stunde über dem Atlantik fliegen werden. Wolken und Wolken unter uns, nur manchmal sieht man Wasser das gischten.

 

Wir fliegen in 10.000 m Höhe. Um 19 Uhr 20 macht der Pilot uns auf das rechts an uns vorbeiziehende Grönland mit seinen riesigen Eisbergen aufmerksam. Im Wasser sehen wir einige Eisberge schwimmen.

 

Um 20 Uhr 25 überfliegen wir Labrador. Es ist eine harte Landschaft, man sieht nur Wasser und starre zerrissene Gebirge. Zehn Minuten später sind wir über dem Hamilton-Strom und wieder eine Stunde weiter passieren wir den St.Lorenz-Strom, Quebec, Montreal und gegen 23 Uhr tauchen die Lichter von New York auf.

 

Der Pilot baut eine erstklassige Landung und um 23 Uhr 05 habe wir wieder festen Boden unter den Füssen. Zuerst aber müssen wir uns dem Blitzlicht der Fotografen stellen. Eine sehr freundliche Stuardess der SWISSAIR nimmt uns in Empfang und schleust uns in Rekordzeit durch Pass- und Zollkontrolle.

 

Hinter der Zollschleuse erwartet uns eine ganze Reihe von Leuten. Allen voran, mit einem Rundfunkaufnahmegerät, Herr Werner Zahn von der Paramount-Broadcasting-Corporation-Chicago, der uns herüber holte, dann Herr Buchweitz von der Polydor nebst seiner Frau und Tochter, die mir einen herrlichen Chrysanthemenstrauß überreichte, Herr Schoeps, der Leiter und Initiator der Steubenparade in New York, der Vorsitzende des Deutschen Sängerbundes in New York, und der Präsident und 2.Vorsitzender der in New York gerade neu gegründeten Roten Funken und wieder eine Menge Fotografen.

 

Wir werden noch interviewt und fahren dann mit Herrn Zahn, Herrn Grein und Herrn Oettgen zum Henry-Hudson-Hotel, in dem auch die Berliner Philharmoniker, die gerade in New York gastieren, untergebracht sind. Wir heben ein paar schöne Bierchen, denn Jetfliegen macht sehr durstig, essen etwas, halten einen kleinen Schwatz und verschwinden, nachdem wir unsere Uhren um sechs Stunden zurückgesetzt haben, um 23 Uhr Ortszeit in unseren Zimmern.

 

Am anderen Morgen, den 25. Oktober, ist um 9 Uhr Frühstück. Natürlich ortsgemäß mit Ham und Eggs. Eine Serviererin aus dem Schwabenland bedient uns und wir schwätzen etwas über ihr und unser Hiersein. Merkwürdigerweise wurden zu dem Frühstück kein Brot, sondern Hefeteilchen in Großformat gereicht. Es schmeckte aber gut. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang zur Fifth Avenue, fahren auf``s Empire State Building, gehen über den Broadway, besuchen das UN-Haus, sehen durch Scheiben eine Sitzung der UNO und essen dann im Waldorf-Astoria-Hotel zu Mittag.

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