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Amerika 1961

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Danach schnell eine Stunde auf`s Zimmer zum Ausruhen und Frischmachen und schon geht es wieder in`s Konzert. Wieder ist alles wunderbar. Die Leute im Saal sind einmalig. Dann kommt eine Dame auf die Bühne und will mir eine Rede halten, bringt aber vor lauter Rührung und Aufregung nichts heraus und überreicht mir nach ein paar Worten, die in Tränen ersticken, ein in Glas geätztes Kölner Wappen mit einer Widmung der Milwaukeer Deutschen Kolonie.

 

Ich treffe noch eine deutsche Bekannte, die Mira mit ihrem Mann, der Professor in Milwaukee und auch an der Sorbonne in Paris ist. Leider kann ich mich nur kurz mit ihnen unterhalten, denn schon stürmen die Menschen unsere Garderobe, wollen Autogramme, wollen wissen wie`s daheim ist, ob wir Diesen oder Jenen kennen, ob wir Grüsse ausrichten können. und wieder sollen wir in den Rhein spucken.

 

Um 0 Uhr fahren wir mit dem Wagen noch zurück nach Chicago und liegen um 3 Uhr übermüde aber glücklich im Bett. Um 10 Uhr 30 ist Frühstück und um 12 Uhr grosser Presseempfang bei Herrn Zahn im Hause 706 W.Hutchinson Str. Es sind eine Menge Foto- grafen und Presseleute u.a. von der Daily News und der Sun Time und der Staatszeitung da. Es gibt auch eine Weinprobe dabei. Nachdem ich fast zwei Stunden ausgefragt wurde und in allen möglichen Arten fotografiert worden bin, geht`s im Eiltempo zu einem Interview für eine grosse amerikanische Rundfunkstation, deren Namen ich vergessen habe, in das Hotel Ambassador.

 

Dort in der Bar wird das Gespräch geführt. Vor mir wird Bill Haley interviewt. Wir sprechen auch noch ein paar Worte zusammen und dann geht es für mich los. Der gute Mister Elson fragt mich in einem ganz zerknautschten Englisch wie lange unsere Drugstores geöffnet hätten. Ich musste ihm erklären, dass wir keine derartigen Läden haben und das alle Geschäfte um 18 Uhr 30 schliessen würden. Das war ihm unfassbar, dass er dann wohl bis zum anderen Morgen mit seinen Einkaufsgelüsten warten müsse. Dann sprachen wir noch über den Grund meines Amerikaaufenthaltes und sagten “Good bye”.

 

In einer kleinen Cafeteria, wo nur Presseleute verkehren, trinken wir eine Tasse Kaffee, dann muss ich zum Fotografieren zur Daily News und um 18 Uhr ist ein weiteres Interview in englisch in einem entzückenden Restaurant am Mac Cormick Place.

 

Wir sitzen in einem grossen Raum an einem kleinen Tisch und trinken eine Tasse Kaffee. Vor uns stehen die Mikrofone. Rundherum sitzen die anderen Gäste an ihren Tischen und essen und trinken und reden, als ob diese Übertragung des WBBC einfach mit dazu gehörte. Wir an unserem Tisch, das sind der Reporter Bob Weitzel, ein katholischer Pfarrer, eine Nachtclubsängerin und ich.

Und es wird munter drauflos erzählt. Jeder spricht mit jedem und nur Mr. Weitzel stellt ein paar gezielte Fragen. Nach 20 Minuten steht unser Begleiter, Mr. Bill Reed schon wieder mit dem Mantel hinter mir, um uns in den Welles Park zu einem grossen Empfang unter freiem Himmel zu fahren.

 

Unterwegs im Taxi wollte ich gerade meutern, weil ich einen Riesenhunger hatte, da packten Gerhard Jussenhoven und Werner Zahn zwei grosse belegte Brote aus. Junge, hat das gut geschmeckt. Trotzdem ich manchmal in der dahin rasenden Taxe meinen Mund nicht finden konnte.

Grosses Halloo, als wir im Park ankamen. Musik und Reden vom Stellvertreter des Deutschen Generalkonsuls, vom Vorsitzenden des RheinischenVereins, des Saarländischen Vereins und noch einiger deutscher Organisationen. Dann kam eine Frau zu mir und überreichte mir mit einer kurzen Rede ein Päckchen, das sie mich gleich zu öffnen bat. Ich tat es und zum Vorschein kamen in einer Blechdose, dreissig frischgebackene Reibekuchen. Gerhard und ich haben gleich einige unter dem Jubel der Anwesenden versucht.

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