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Peter Alexander

Dieser ebenso berühmte wie bescheidene Sänger, hat mir vor vielen Jahren eine unvergessliche Probe seiner Warmherzigkeit geboten.

Es war 1954, Willy Schneider befand sich damals längst auf dem Gipfel der Popularität. Ich dagegen war ein gänzlich unbekannter Herr Niemand.

Wir standen in Köln gemeinsam vor der Fernsehkamera. Es war mein erstes TV-Engagement überhaupt.

Entsprechend gross war auch mein Lampenfieber. Ich hatte noch keine Ahnung von der komplizierten Technik in einem Aufnahmestudio.

Völlig verwirrt stolperte ich in diesem Dschungel aus Kameras, Scheinwerfern, Mikrophonen und Kabeln herum.

Zu allem Unglück, wurde die Show auch noch live gesendet. Drei Kameras filmten aus verschiedenen Blickwinkeln. In meiner grenzenlosen Nervosität übersah ich ständig das rote Licht, das immer an der Kamera aufleuchtet, die gerade aufnimmt.

 

Ich blickte also grundsätzlich ins falsche Objektiv. Ausserdem beachtete ich die Kreidestriche nicht, mit denen mein Standort auf dem Studioboden gekennzeichnet war.

Ich hampelte in der Gegend herum und befand mich meist viel zu weit von der Kamera entfernt. Die hilfreichen Produktionsleute fummelten mit Stangen und Besen am Boden herum, um mich, für den Zuschauer unauffällig, in die richtige Position zu schieben.

Aber kaum spürte ich den ersten Schubser an meinem Fuss, als ich natürlich schon völlig irritiert nach unten blickte und mich prompt im Text verhaspelte.

Nach dieser denkwürdigen Sendung war ich derart geschafft und deprimiert, dass ich das Showbusiness am liebsten gleich an den Nagel gehängt hätte.

Aber Willy Schneider kümmerte sich damals rührend um mich und richtete das geknickte Seelchen mit vielen trostreichen Worten wieder auf.

Und nicht nur das; Er trug mir am selben Abend sogar noch die Koffer zum Bahnhof ! Ich musste nämlich sofort nach der Sendung noch den Nachtschnellzug nach Wien erwischen und hatte eine Unmenge an Gepäck.

Kaum erkannte Willy Schneider meine Notlage, sagte er: “Geben Sie mir zwei von Ihren Koffern, ich begleite Sie zum Zug !”

“Aber um Gottes Willen, das kann ich doch nicht annehmen” wehrte ich ab. “Doch, doch, das können Sie”, lachte Willy Schneider, “ ich tue es nämlich gern !”

Und so geschah es dann auch. Der grosse Star half dem kleinen Anfänger das Gepäck zum Bahnhof schleppen.

Also, das werde ich Willy Schneider nie vergessen. Er hatte wirklich ein goldenes Herz !

Peter Alexander.

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